„Der Moment, in dem ich mich wieder spürte“
- colindamian
- 5. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Es war ein Tisch irgendwo auf Mallorca.
Sonne auf der Haut, ein leerer Stuhl mir gegenüber.
Und vor mir: ein Reiseführer.
Nicht, weil ich lesen wollte. Sondern, um mich nicht komisch zu fühlen.
Um nicht das Gefühl zu haben, dass andere über mich denken könnten:
„Ach, wie schade – sie ist allein hier.“
Heute denke ich nicht mehr so.
Aber damals war das mein Versuch, mich zu „beschützen“.
Vor diesem Gefühl des Alleinseins.
Vor dem Blick nach innen.
Vor der Frage: Wer bin ich, wenn niemand da ist?
Ich war nach meiner Trennung nach Mallorca geflogen,
weil ich Abstand brauchte. Ruhe.
Doch was ich dort wirklich fand,
war nicht einfach Stille –
sondern eine neue Verbindung zu mir selbst.
Ich hatte keine Pläne.
Nur ein Auto, einen Kofferraum voller Möglichkeiten
und die leise Hoffnung, mich selbst irgendwo unterwegs wiederzufinden.
Ich hatte Outfits für alles:
Sport, Strand, Abendessen.
Nicht, weil ich alles machen wollte –
sondern, weil ich offen sein wollte
für das, wonach mir gerade ist.
Und das war neu.
Denn früher hab ich meist meine eigenen Bedürfnisse übersehen.
Doch dort, auf dieser Insel,
habe ich mich wieder gespürt.
Zum ersten Mal seit Langem habe ich morgens gefragt:
„Was brauchst du heute?“
Nicht: „Was erwartet man von dir?“
Nicht: „Was steht auf dem Plan?“
Sondern nur: Was tut dir gerade gut?
Manchmal war es ein Spaziergang am Meer.
Manchmal ein Café in der Sonne.
Manchmal einfach nur Stille.
Diese Momente – leise, unspektakulär –
waren die ersten Schritte in meine Heilung.
Ich habe gelernt, dass es Mut braucht,
auf sich selbst zu hören.
Dass Selbstliebe oft leiser beginnt,
als man denkt.
Vielleicht braucht es keinen großen Durchbruch.
Vielleicht reicht ein stiller Moment.
Ein Ja zu sich selbst.
Ein Blick in den Spiegel und der Gedanke:
„Ich bin gerade genau richtig, so wie ich bin.“
💭 Vielleicht magst du dich heute auch fragen:
Was brauchst du – wirklich?
Und was kannst du loslassen,
damit wieder Raum für dich selbst entsteht?
Ich habe Schritt für Schritt mein inneres Licht wiedergefunden.
Zuerst ganz leise.
Ein Flüstern.
Ein Impuls.
Ein Wunsch nach mehr Tiefe, mehr Wahrhaftigkeit, mehr Ich.
Und je mehr ich mir Raum für meine Seele gegeben habe,
desto lauter wurde ihr Flüstern.
Desto stärker wurden ihre Impulse.
Und irgendwann war es keine Frage mehr, ob ich ihnen folge.
Sondern wie.
Wenn ich heute zurückblicke,
lächle ich über die Momente, in denen ich mich damals mit einem Buch am Tisch „beschützt“ habe.
Weil ich dachte, ich müsste mich verstecken.
Heute sitze ich da – mit einem Lächeln.
Ganz bei mir.
Ganz im Moment.
Selbstliebe bedeutet nicht, dich immer zu lieben – sondern dich immer wieder selbst zu wählen
Ich habe Emotionen nie wirklich unterdrückt.
Aber ich habe sie oft durchgewunken, statt ihnen Raum zu geben.
Ich habe sie bemerkt, aber nicht ernst genommen.
So, als wären sie da – aber eben nicht wichtig genug, um ihnen zuzuhören.
Ich habe lange funktioniert.
War für andere da. Habe gehalten, ausgehalten, durchgehalten.
Und dabei oft gar nicht gemerkt, wie sehr ich mich selbst aus den Augen verloren habe.
Selbstliebe war kein Konzept, das ich nicht kannte.
Aber es war etwas, das ich verlernt hatte zu leben.
Denn Selbstliebe beginnt nicht mit dem perfekten Morgenritual,
dem gesunden Essen oder einer Stunde auf der Yogamatte.
Selbstliebe beginnt in den stillen Momenten,
in denen du dir selbst zuhörst,
auch wenn die Stimme in dir gerade leise ist.
Oder traurig. Oder erschöpft.
Ich habe Schritt für Schritt lernen dürfen,
meinen Körper wieder ernst zu nehmen.
Zu spüren, wann ich Ruhe brauche.
Wann ich Stille brauche.
Wann ich nicht die starke Version von mir sein muss,
sondern einfach Mensch sein darf.
Ich durfte lernen, dass meine Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die aller anderen.
Und dass es kein Zeichen von Schwäche ist,
mich selbst an erste Stelle zu setzen –
sondern ein Zeichen von Heilung.
Ich glaube, wir alle tragen dieses intuitive Wissen in uns:
Was uns nährt.
Was uns beruhigt.
Was uns stärkt.
Wir haben nur manchmal verlernt, hinzuhören.
Und genau das durfte ich auf meinem Weg zurück zu mir üben.
Mich wieder selbst zu fühlen.
Nicht mit dem Kopf – sondern mit dem Herzen.
Nicht fragen „Was muss ich heute tun?“
Sondern: „Was tut mir heute gut?“
Wenn wir unsere Gefühle nicht mehr wegdrücken,
nicht übergehen, sondern einladen,
passiert etwas Magisches:
Wir beginnen uns selbst zu vertrauen.
Und aus diesem Vertrauen wächst wieder Liebe.
Nicht die große, laute, bunte –
sondern die stille, tiefe, ehrliche.
Die Liebe zu dir selbst.
Und vielleicht darfst du dich heute fragen:
✨ Was brauchst du wirklich – jetzt, in diesem Moment?
✨ Welche deiner Emotionen wünscht sich gerade Gehör?
✨ Und wie liebevoll gehst du heute mit dir selbst um?
Du musst nicht perfekt sein.
Nicht stark.
Nicht immer „funktionieren“.
Aber du darfst dich immer wieder für dich selbst entscheiden.
Weil du wichtig bist.
Und weil du genau so, wie du gerade bist, wertvoll bist.
Immer.





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