Die innere Sonne: Wie Intuition sich anfühlt, bevor wir sie verstehen
- colindamian
- 22. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
An dem Morgen, an dem ich verstanden habe, was Intuition wirklich ist, war eigentlich alles ganz normal.
Die Kaffeemaschine brummte, draußen fuhr ein Bus vorbei, die Sonne schob sich tastend durch die Vorhänge. Ich saß am Küchentisch, der Laptop vor mir, das leere Dokument geöffnet. Oben stand nur ein Wort:
„Mein Buch“
Und ich starrte dieses eine Wort an, als würde es gleich anfangen, mit mir zu sprechen.
In mir drin war es laut.
Nicht draußen, nicht im Raum – in mir.
„Wer bist du, dass du ein Buch schreiben willst?“
„Du stehst doch gar nicht gern im Mittelpunkt.“
Das war mein Kopf. Klar, logisch, streng.
Er zählte alle Gründe auf, warum ich es lieber lassen sollte.
Und dann war da noch etwas anderes.
Viel leiser. Fast unauffällig.
Kein ganzer Satz, eher ein Gefühl:
„Setz dich hin. Fang einfach an.“
Dieses Gefühl war warm. Nicht euphorisch, nicht hysterisch.
Eher wie eine Hand, die sich sanft in meinen Rücken legt und sagt:
„Ich bin da. Einen Satz schaffen wir.“
Ich seufzte, nahm einen Schluck Kaffee und spürte genau diesen Moment:
Die Kreuzung zwischen Kopf und Intuition.
Was Intuition nicht ist
Intuition ist für mich nicht dieses Hollywood-„Aha!“-Erlebnis,
wo plötzlich alles klar und leicht ist.
Sie ist nicht die große, dramatische Stimme,
die ruft: „Geh nach links! Das ist DEIN Schicksal!“
Sie ist oft das Gegenteil: unspektakulär.
Ein kleines Ziehen im Bauch.
Ein warmer oder kalter Hauch in der Brust.
Ein stilles Wissen, das sagt:
„Hier fühlt es sich ein bisschen mehr nach dir an.
Auch wenn du noch nicht weißt, wie es ausgeht.“
Angst schreit.
Intuition flüstert.
Angst malt Katastrophen.
Intuition zeigt dir Möglichkeiten.
Angst zieht alles eng.
Intuition fühlt sich – trotz Unsicherheit – ein bisschen weiter an.
Wie Intuition sich anfühlt
Als ich an diesem Morgen vor meinem leeren Dokument saß, war ich nicht frei von Zweifeln.
Mein Herz klopfte schneller, meine Hände waren leicht schwitzig.
Das war der Respekt vor dem, was ich da tun wollte.
Und trotzdem: Unter diesem Zittern war da eine Ruhe.
So, als würde etwas in mir sagen:
„Du musst nicht perfekt sein. Du musst nur ehrlich sein.“
Dieses „etwas“ ist das, was ich Intuition nenne.
Sie sitzt nicht nur im Kopf – sie sitzt im Körper.
Sie zeigt sich in Gänsehaut, in einem Kribbeln, in einem tiefen Seufzer.
Sie taucht auf, wenn du an eine Idee denkst und innerlich ein kleines Aufleuchten spürst.
Oder wenn bei einem Gedanken plötzlich alles in dir eng wird –
nicht aus Panik, sondern weil es so gar nicht zu dir passt.
Intuition ist wie eine innere Sonne:
Manchmal ist sie hinter Wolken, aber du spürst trotzdem ihre Wärme.
Der Moment, in dem ich ihr gefolgt bin
Ich saß da, mit all meinen Sätzen im Kopf, und tat schließlich nur eins:
Ich legte meine Finger auf die Tastatur.
Nicht, weil ich plötzlich mutig war.
Sondern weil meine Intuition deutlicher war als mein Zweifel.
Der erste Satz war holprig.
Der zweite ein bisschen weniger.
Beim dritten spürte ich einen leisen Frieden.
Es war nicht dieses laute „Jaaa, das ist es jetzt!“,
sondern eher ein stilles inneres Nicken:
„Genau hier solltest du gerade sein.“
Ähnlich war es mit dem Yoga.
Auch da meldete sich mein Kopf zuerst:
„Du bist doch kein Mensch, der gerne im Mittelpunkt steht.“
„Es bieten schon so viele Yoga an.“
Und wieder war da dieses andere Gefühl:
Wenn ich mir vorstellte, wie Menschen auf der Matte ankommen, atmen, loslassen, weicher werden, dann wurde etwas in mir weit.
Keine laute Begeisterung – eher ein warmes „Ja“.
Ein „Ja“, das keine Garantie gab,
aber versprach: Es wird sich lebendig anfühlen.
Was Intuition wirklich ist
Wenn ich Intuition in Worte fassen müsste, dann so:
Intuition ist das leise innere Wissen,
das spürbar wird, bevor du es logisch erklären kannst.
Sie ist:
die Stimme, die bleibt, wenn die lauten Meinungen anderer verstummen
das Gefühl, das sich immer wieder meldet, obwohl du es versuchst zu ignorieren
der Moment, in dem dein Körper „Ja“ sagt,
auch wenn dein Kopf noch 100 „Aber“ kennt
Intuition ist nicht unfehlbar – aber sie ist ehrlich.
Sie sagt dir nicht immer, wie etwas ausgeht,
aber sie zeigt dir, wo du beginnen kannst.
Und du?
Vielleicht kennst du diese Momente auch:
Du denkst an einen Menschen – und kurz darauf schreibt er dir.
Du hast plötzlich das Gefühl: „Dieser Weg ist nichts für mich“,
obwohl alle Fakten dafür sprechen.
Du spürst ein Kribbeln, wenn du an eine Idee denkst, die gleichzeitig ein bisschen Angst macht.
Das ist Intuition.
Nicht als Zaubertrick, nicht als Hellsehen.
Sondern als deine ganz persönliche innere Navigation.
An diesem Morgen, an meinem Küchentisch,
habe ich nicht nur damit begonnen, ein Buch zu schreiben.
Ich habe begonnen, meiner Intuition zu glauben.
Nicht blind.
Aber genug, um den ersten Schritt zu machen.
Vielleicht ist das am Ende die wahre Bedeutung von Intuition:
Sie ist die leise, warme Kraft in dir,
die sagt: „Du musst den ganzen Weg noch nicht kennen. Reicht, wenn du bereit bist, jetzt den nächsten Schritt zu gehen.“






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