Wahrheit, die heilt – wenn Erkenntnis zur Entscheidung wird
- colindamian
- 30. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Es war einer dieser Tage, an denen meine Eltern Lara Lu für ein paar Stunden übernommen haben.
Normalerweise nutze ich diese Zeit für Sport – schnell ins Studio, eine Stunde schwitzen, zurück nach Hause.
Aber schon auf dem Weg dorthin spürte ich: Heute nicht.
Die letzten Wochen waren voll – Kinderkrankheiten, kurze Nächte, diese besondere Art von Müdigkeit, die nicht nur in den Muskeln sitzt, sondern im Kopf. Ich stand im Fitnessstudio, sah die Geräte – und merkte, wie mein Körper still sagte: Bitte Wärme. Bitte Weichheit. Bitte Pause.
Also bin ich wieder gegangen.
Ich habe eine kurzfristige Thai-Massage gebucht. Am nächsten Tag bin ich statt zum Training in die Sauna gefahren, habe die Wärme in mich hineinatmen lassen, einen Podcast gehört – und gemerkt, wie mein System langsam herunterfährt. Genau das brauchte ich.
Das war kein „Aufgeben“. Das war Wahrheit als Praxis.
Die Wahrheit war: Ich bin angespannt, übermüdet, reizbar.
Damit arbeiten hieß: Ich wähle bewusst Entspannung statt Leistung.
„Wahrheit bringt Heilung – aber nur, wenn du bereit bist, mit ihr zu arbeiten.“
Erkenntnis allein verändert wenig. Heilend wird sie, wenn wir sie fühlen, ernst nehmen und konkret handeln. Früher hätte ich die Stunde „effizient“ genutzt, weil der Kalender es so vorsieht. Heute frage ich: Was braucht mein Körper wirklich? Und dann erlaube ich es mir.
Das Gleiche gilt in Beziehungen und im Job:
Beziehung (früher): Meine Wahrheit war oft: Ich bin überfordert, ich brauche Unterstützung. Ich habe es gesagt – und es kam wenig zurück. Ich blieb trotzdem, funktionierte weiter, bis mein Nervensystem auf Alarm stand.
Heute: Ich spreche meine Wahrheit klar aus, früh und freundlich. Und ich habe einen Partner an meiner Seite, der mitfühlt und mitträgt. Wir reden über Bedürfnisse – körperliche, emotionale, ganz praktische. Das ist Partnerschaft auf Augenhöhe.
Arbeit: Wenn die Wahrheit lautet: Ich bin dauererschöpft, ist „weitermachen wie immer“ keine Lösung. Heilsam ist: Prioritäten neu ordnen, Termine verschieben, Pausen blocken, Unterstützung holen – und vor allem das innere Ja dazu geben.
Wesentlich ist: Nicht wegsehen.
Wenn wir uns selbst belügen und einfach weitermachen, ändert sich nichts – wir werden nur stumpfer.
Die Wahrheit ist da, um angeschaut zu werden. Und dann in kleinen, konkreten Schritten umgesetzt zu werden.
Wie ich Wahrheit in Handlung verwandle (sanft & alltagstauglich)
Benennen: „Die Wahrheit ist …“ (z. B. müde, überreizt, traurig, voller Druck).
Fühlen lassen: 60–90 Sek. im Körper bleiben – Wo sitzt es? Wie fühlt es sich an?
Anerkennen: „So geht’s mir. Das ist gültig.“
Bedürfnis klären: Schlaf? Ruhe? Wärme? Bewegung? Gespräch? Grenze?
Kleiner Schritt heute: Massage buchen, Sauna, 20 Min. spazieren, Termin absagen, früher schlafen, um Hilfe bitten.
Dranbleiben: Wiederholen – kleine Rituale werden zum Boden, auf dem du gehst.
Wenn ich nicht sofort weiß, was ich brauche, hilft mir ein Mini-Check-in: Hand aufs Herz, drei Atemzüge, dann zwei Fragen:
Was ist jetzt wahr in mir?
Was tut mir heute gut?
Ein Wort reicht. Ich schreibe es auf einen Zettel – und richte den Tag leise daran aus.
Dankbarkeit & neue Qualität von Nähe
Gestern wurde mir wieder klar, wie dankbar ich bin, Flo an meiner Seite zu haben. Diese Verbindung fühlt sich anders an: Da ist dieses feine Wahrnehmen, dieses ich sehe dich – auch dann, wenn ich mir selbst etwas nicht eingestehen will. Und genauso darf ich ihn sehen.
Wahrheit in dieser Liebe ist nicht hart. Sie ist warm und klar. Sie fragt: Was brauchst du? – und bleibt, während wir es herausfinden.
Vielleicht ist das heute deine Einladung
Schau hin – freundlich, ohne Drama.
Nenn deine Wahrheit beim Namen.
Und wähle eine Sache, die dir gut tut. Nicht morgen. Heute.
Heilung ist selten spektakulär.
Oft ist sie genau das: die Entscheidung, das Laufband gegen Wärme zu tauschen.
Der Moment, in dem du nicht effizient, sondern ehrlich bist.
Und plötzlich spürst du: Etwas in dir atmet auf.
Fragen zum Mitnehmen:
– Was ist heute wahr in dir?
– Was brauchst du – ganz konkret?
– Welcher kleine Schritt könnte das jetzt ehren?
Lass es leicht beginnen. Wahrheit zeigt die Richtung.
Deine liebevolle Handlung bringt dich dorthin.






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